Forschung

Weg_Forschung_Methoden

Enduring effect of childhood maltreatment on cortisol and heart rate responses to stress: The moderating role of severity of experiences

Ouellet-Morin et al., 2019

Diese Studie untersucht die Verbindung zwischen Misshandlung in der Kindheit, Cortisol und HR-Reaktionen auf psychosozialen Stress im frühen Erwachsenenalter. Es wird angenommen, dass die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) und das sympathische Nervensystem (SNS) eine zentrale Rolle bei der Verbindung zwischen frühkindlicher Belastung und Gesundheit spielen (Doom & Gunnar, 2013; Lupien et al., 2009).

Studienziel

Ein Ziel ist die Untersuchung, ob junge Erwachsene, die Misshandlungen in der Kindheit ausgesetzt waren, ein gestörtes Muster von Stressreaktionen aufweisen, wobei Cortisol und Herzfrequenz (HR) als Marker für die Reaktion der HPA-Achse und des SNS auf Stress verwendet werden.

Wie lief die Studie ab?

155 männliche Teilnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren (M = 24,10, SD = 3,70).

Die Herzfrequenz wurde mit einem automatischen Blutdruckmessgerät Omron 7 Series Plus BP765 gemessen.

blogh4h_Forschung_ELACortisol_VPN
Participant characteristics in the total sample and according reported experiences of maltreatment

Die Teilnehmer führten vor den Labortests von 3 Stunden und 30 Minuten ein Telefoninterview zu ihrem Gesundheitszustand und zu Erfahrungen mit Misshandlungen in der Kindheit durch, wobei die Kurzform des CTQ verwendet wurde. Während dieser Zeit nahmen die Teilnehmer am frühen Nachmittag am TSST teil. Cortisol wurde durch die Entnahme von fünf Speichelproben mittels passivem Speichelfluss gemessen. Die ersten beiden Proben wurden 2 und 20 Minuten vor dem TSST entnommen. Die dritte, vierte und fünfte Probe wurden 15, 25 und 35 Minuten nach Beginn des TSST entnommen.

Der Childhood Trauma Questionnaire (CTQ, Wingenfeld et al., 2010) wurde zur Erfassung von Missbrauch in Kindheit und Jugend eingesetzt. Der CTQ besteht aus 28 Items, die auf einer 5-stufigen Likert-Skala von 1 („überhaupt nicht“/„niemals zutreffend“) bis 5 („sehr häufig“/„sehr häufig zutreffend“) bewertet werden. Jede der fünf Subskalen, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, sexueller Missbrauch, emotionale Vernachlässigung und körperliche Vernachlässigung, besteht aus fünf Items. Die zusätzliche Skala zur Trivialisierung besteht aus 3 Items.*

Welche ergebnisse konnte Die DatenAnalyse aufzeigen?

blogh4h_Forschung_ELACortisol_Fig1
Cortisol responses (+SEM) to the TSST according to CTQ-based maltreatment status. SEM, standard mean error; n, number of participants; TSST, Trier Social Stress Test; CTQ, Childhood Trauma Questionnaire.

Die Teilnehmer, die basierend auf dem CTQ eine frühkindliche Belastungserfahrung aufweisen, zeigten höhere Cortisol-Reaktionen auf den TSST (Zeit x CTQ-basierte Misshandlung: F (2,08, 313,27) = 2,89, p = 0,05), und eine Tendenz zu signifikant höheren Cortisol-Werten während des gesamten TSST (CTQ-basierte Misshandlung: F (1, 151) = 3,69, p = 0,06), im Vergleich zur Kontrollgruppe, die basiert auf den CTQ keine frühkindliche Belastungserfahrung erlebt haben.

blogh4h_Forschung_ELACortisol_Fig2
Cortisol responses (+ SEM) to the TSST according to the severity of maltreatment. SEM, standard mean error; n, number of participants; TSST, Trier Social Stress Test.

Teilnehmer, die mehr Misshandlungserfahrungen berichteten, zeigten höhere Cortisolreaktionen als diejenigen, die einige Erfahrungen berichteten (F(2,00, 186,16)=5,18, p=.006), unterschieden sich aber nicht signifikant von den Teilnehmern mit keinen oder wenigen Erfahrungen (F(2,10, 217,95)=1,45, p=.24).

Darüber hinaus zeigten Teilnehmer, die einige Misshandlungserfahrungen berichteten, geringere Reaktionen als die Kontrollgruppe, F(1, 101)=3,89, p=.05.

Diskussion

Eine geringere Cortisolreaktion wurde bei Teilnehmern festgestellt, die nur einige Erfahrungen mit Misshandlungen berichteten. Der Zusammenhang zwischen Misshandlung und Cortisolreaktivität ist möglicherweise nicht linear.

Die Verschiebung der TSST-Reaktionsniveaus bei zunehmender Schwere der Misshandlung kann besser als unterschiedliche Ausdrücke der HPA-Achse verstanden werden, die versuchen, sich an unterschiedliche Misshandlungserfahrungen anzupassen.

Die Möglichkeit, dass unterschiedliche Zusammenhänge als Funktion von Misshandlungssubtypen (z. B. emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung) entstanden sein könnten, wurde nicht untersucht.

Ouellet-Morin, I., Robitaille, M. P., Langevin, S., Cantave, C., Brendgen, M., Lupien, S. J. (2019). Enduring effect of childhood maltreatment on cortisol and heart rate responses to stress: The moderating role of severity of experiences. Development and Psychopathology, 31(2), 497-508. doi: 10.1017/S0954579418000123.

*https://psycnet.apa.org/doiLanding?doi=10.1037%2Ft02080-000

Archiv

Kinder mit neuromotorischer Unreife in der Reittherapie

In der Hippotherapie werden schon seit langem die artspezifischen Bewegungsmuster von Pferden genutzt, um Patienten mit neurologischen Erkrankungen neue Bewegungserfahrungen zu ermöglichen.

Anhand welcher Verhaltensweisen können sich Zeichen neuromotorischer Unreife beim Umgang mit dem Pferd oder auf dem Pferd zeigen.

Kann das Bewegt-werden von „vier gesunden, funktionellen Beinen“ einen Betrag zur neuromotorischen Reife liefern?

Mehr erfahren

Tauber Mensch-Hund-Interaktion aus verkörperter Perspektive

In den Studien sowohl zur Mensch-Tier-Interaktion als auch zur Interaktion von Menschen mit Hörbehinderung liegt der Fokus häufig auf einem der Interaktionspartner, auf der Wirkung von Hunden auf Menschen mit Demenz oder auch auf dem Menschen mit seiner (Hör-) „Schädigung“.

In dieser Studie zur Interaktion tauber und schwerhöriger Menschen mit ihrem eigenen Hund wird demgegenüber das Dazwischen, das Interaktionsgefüge insgesamt, in den Blick genommen, und zwar aus verkörperter Perspektive.

Mehr erfahren

pilotstudie pferdegestützte therapie bei Morbus Parkinson

In diversen Studien wurden die positiven Effekte bewegungstherapeutischer Maßnahmen bei Morbus Parkinson belegt. Pferde übertragen dem menschlichen Gangbild analoge Bewegungsimpulse, und nur sie können sich simultan auf die individuellen Bedürfnisse des Menschen einstellen. Additive positive Effekte der pferdegestützten Bewegungstherapie (Equine-Assisted Therapy, EAT) zu anderen multidisziplinären Therapien sind nachgewiesen.

Mehr erfahren

blogh4h_Forschung_EAT Morbus Parkinson_Studienablauf
blogh4h_Forschung_Kinderzirkus_PPT bei AN

pferdegestützte psychotherapie (ppt) mit Patient*innen mit Anorexia nervosa (AN)

Trotz der zunehmenden Anwendung und Integration der Pferdegestützten Interventionen in psychotherapeutische Prozesse gibt es derzeit keine zusammenfassende Übersicht über Pferdegestützte Interventionen speziell für Anorexie.

Fenning et al. (2022) publizierten ein systematisches Review veröffentlichter Fallstudien und qualitativer und quantitativer Primärstudien (bis September 2021) zum Nachweis der Wirksamkeit von Tiergestützten Interventionen bei Essstörungen.

Mehr erfahren

mensch und tier im Einklang

Als zeitlich zusammenfallend, übereinstimmend, im Einklang stehende Objekte wird in Wörterbüchern die Synchronisation definiert.

In der Forschung wird die Synchronisation zwischen Objekten in
verschiedenen Szenarien untersucht. Im Fall der tiergestützten Therapie,
befasst sich die Forschung mit der Synchronisation der Klient:innen mit
den Tieren, die Teil der Therapieeinheit sind.

Mehr erfahren

blogh4h_Forschung_Sync_Fischschwarm
H4H - Logo CMYK_quadrat

Blog Horses4humans

Die tiergestützte Therapie konnte sich in den letzten Jahren steigender Aufmerksamkeit erfreuen und neben den vielen renommierten therapeutischen Angeboten in vielen Kliniken mit psychosomatischem Schwerpunkt Einzug erhalten. Empirische Forschungen der letzten Jahren haben dazu beigetragen, dass sich die Pferdegestützte Therapie im Rahmen der Tiergestützten Therapie einen wichtigen Stand erarbeiten konnte.

Mehr erfahren