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Effectiveness of a Standardized Equine-Assisted Therapy Program for Children with Autism Spectrum Disorder

Borgi et al., 2015

Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) stellen eine Gruppe von Entwicklungsstörungen dar, die durch Defizite in der sozialen Kommunikation und Interaktion sowie durch repetitive Verhaltensweisen gekennzeichnet sind.

Obwohl es verschiedene therapeutische Ansätze für ASD gibt, besteht weiterhin Bedarf an ergänzenden Interventionsstrategien zur Verbesserung der Fähigkeit betroffener Kinder.

Tiergestützte Interventionen, insbesondere die pferdegestützte Therapie (EAT), haben in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit als vielversprechender Ansatz zur Unterstützung von Kindern mit ASD erhalten. Frühere Studien deuten darauf hin, dass EAT positive Auswirkungen auf verschiedene Bereiche wie soziale Interaktion, Kommunikation und motorische Fähigkeiten haben könnte.

Die vorliegende Studie untersucht die Wirksamkeit eines standardisierten EAT-Programms auf die adaptive und exekutive Funktionsfähigkeit von Kindern mit ASD im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.

Impliziete Hypothesen

Ein 6-monatiges Programm der pferdegestützten Therapie (EAT) verbessert sowohl die adaptive als auch die exekutive Funktionsfähigkeit bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung (ASD), verglichen mit einer Kontrollgruppe.

  • Adaptive Funktionen: Kinder in der EAT-Gruppe werden größere Verbesserungen in den adaptiven Funktionen zeigen, gemessen mit der Vineland Adaptive Behavior Scale (VABS), insbesondere in den Bereichen:
    • Kommunikation
    • Alltagsfertigkeiten
    • Sozialisierung
    • Motorische Fähigkeiten

 

  • Exekutive Funktionen: Kinder in der EAT-Gruppe werden größere Verbesserungen in den exekutiven Funktionen zeigen, gemessen mit dem Tower of London Test (TOL), insbesondere in:
    • Planungsfähigkeit
    • Problemlösefähigkeit
    • Ausführungszeit

 

  • Zeitabhängige Verbesserung: Die Verbesserungen in beiden Funktionsbereichen werden sich über den Zeitraum von 6 Monaten zeigen, mit besseren Ergebnissen am Ende des EAT-Programms im Vergleich zur Baseline-Messung.

Wie lief die Studie ab?

28 Jungen mit ASD im Alter von 6-12 Jahren und einem IQ > 70 nahmen an der Studie teil. Der EAT-Gruppe wurde 15 Jungen (n=15) und der Kontrollgruppe 13 Jungen (n=13) zufällig zugewiesen.

20 speziell ausgebildete erwachsene Pferde verschiedener Rassen wurden ausgewählt. Die Pferde waren mittlerer Größe, in gutem Gesundheitszustand und in Bezug auf Morphologie, Biomechanik und Verhalten gut geeignet.

Die EAT-Gruppe nahm an 25 Sitzungen über 6 Monate teil. Die Sitzungen dauerten 60-70 Minuten und beinhalteten:

  • Pferdepflege (20 Min)
  • Führen des Pferdes (10 Min)
  • Reiten (20-30 Min)
  • Abschlussphase am Boden (10 Min)

 

Die EAT-Sitzungen wurden in vier akkreditierten Reitzentren mit standardisierten Protokollen von ausgebildeten Reitlehrern und unter Anwesenheit von Ärzten durchgeführt.

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Die „Vineland Adaptive Behavior Scale“ (VABS) und der “Tower of London Test“ (TOL) wurden als Messinstrumente verwendet und zu Beginn (t0) sowie nach 6 Monaten (t6) durchgeführt.

Vineland Adaptive Behavior Scale ist ein Semi-strukturiertes Interview und ein weit verbreitetes Maß für adaptive Funktionsfähigkeit. Es wird mit einem Elternteil oder dem gesetzlichen Vormund des Kindes durchgeführt.

  • Die VABS liefert Roh- und Skalenwerte in vier Hauptdomänen:
    • Kommunikation
    • Alltagsfertigkeiten (Daily Living Skills)
    • Sozialisierung
    • Motorische Fähigkeiten

Der Tower of London Test dient dazu eine Beurteilung der exekutiven Funktionen zu liefern und ist speziell zur Erkennung von Defiziten in Planung und Problemlösung hilfreich.

  1. Aufgabenstellung:
    • Teilnehmer müssen drei Bälle auf drei Stäben („Arbeitsbereich“) umordnen
    • Ziel ist es, eine vorgegebene Zielanordnung zu erreichen
  2. Anforderungen:
    • So schnell wie möglich
    • Mit so wenig Zügen wie möglich
    • Unter Beachtung bestimmter Regeln für das Bewegen der Bälle

Die VABS diente in dieser Studie als indirektes Maß zur Beurteilung der adaptiven Funktionsfähigkeit der Kinder, basierend auf den Einschätzungen ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten.

Die Scores aus den vier Domänen wurden für die statistische Analyse verwendet.

Der Fokus lag besonders auf Veränderungen in diesen Bereichen über die Zeit und im Vergleich zwischen EAT-Gruppe und Kontrollgruppe. Der Bereich „motorische Fähigkeiten“ wurde nur in zwei der vier Reitzentren erfasst.

 

Der TOL diente in dieser Studie als direktes Maß zur Beurteilung der exekutiven Funktionen der Kinder, insbesondere ihrer Planungs- und Problemlösefähigkeiten.

Die Kinder wurden direkt durch Evaluatoren beurteilt.

In der Studie wurden sechs Gesamtscores erfasst und für die Analyse verwendet:

  • Gesamtzahl der Züge (ToLnm)
  • Planungszeit (ToLpt): durchschnittliche Latenzzeit bis zum ersten Zug
  • Ausführungszeit (ToLet)
  • Gesamte Problemlösezeit (ToLtt): Planungszeit plus Ausführungszeit
  • Anzahl korrekter Lösungen (ToLcs): Items, die mit minimaler Zugzahl gelöst wurden
  • Anzahl der Regelverstöße (ToLrv)

 

Die Planungszeit wird hier als Zeit interpretiert, die benötigt wird, um die erforderlichen Züge mental zu planen. Die Anzahl korrekter Lösungen spiegelt die Effizienz wider.

Der Fokus lag besonders auf der Veränderung der Planungszeit zwischen EAT-Gruppe und Kontrollgruppe.

  • Mixed-Model ANOVAs mit Zeit als Inner-Subjekt-Faktor
  • Gruppe (EAT vs. Kontrolle) und Zentrum als Zwischen-Subjekt-Faktoren

Welche ergebnisse konnte Die DatenAnalyse aufzeigen?

Adaptive Funktionen (VABS):

  • Signifikante Verbesserung im Bereich Sozialisierung in der EAT-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe
  • Tendenz zur Verbesserung der motorischen Fähigkeiten in der EAT-Gruppe, während sich diese in der Kontrollgruppe verschlechterten

Exekutive Funktionen (TOL):

  • Signifikante Verringerung der Planungszeit in der EAT-Gruppe, nicht in der Kontrollgruppe
  • Keine signifikanten Unterschiede in anderen TOL-Parametern zwischen den Gruppen

Allgemeine Verbesserungen:

  • Beide Gruppen zeigten im Durchschnitt zeitabhängige Verbesserungen in den meisten adaptiven und exekutiven Funktionsbereichen

Baseline-Unterschiede:

  • Trotz zufälliger Zuweisung gab es Unterschiede in den Ausgangswerten zwischen den Gruppen, besonders bei den Sozialisierungswerten und der Planungszeit

konnte die Forschungsfrage beantwortet werden?

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die pferdegestützte Therapie positive Auswirkungen auf die soziale Funktionsfähigkeit und exekutiven Funktionen bei Kindern mit ASD haben kann, wobei die kleine Stichprobengröße und Baseline-Unterschiede als Einschränkungen zu berücksichtigen sind.

Borgi, M., Loliva, D., Cerino, S., Chiarotti, F., Venerosi, A., Bramini, M., Nonnis, E., Marcelli, M., Vinti, C., De Santis, C., Bisacco, F., Fagerlie, M., Frascarelli, M., & Cirulli, F. (2016). Effectiveness of a standardized equine-assisted therapy program for children with autism spectrum disorder. Journal of Autism and Developmental Disorders, 46(1), 1-9. https://doi.org/10.1007/s10803-015-2530-6

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Das tägliche Befüllen der Heusäcke kann für die ein oder andere schnell zur psychischen Belastung werden, wenn das liebgewonnene Ross während der gesamten Befüll-Prozedur stur die Stangen der Stalltür mit den Hufen malträtiert und so das Gefühl erzeugt, dass es doch schon beinahe verhungert sei und das liebe Menschlein doch nur ein wenig Heu rüber schmeißen müsse, um es aus den Qualen zu befreien.

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Synchronisation als Teil der Kindlichen entwicklung

Im Tierreich, wie auch in der Welt der Menschen, ist die Verbindung von Mutter und Kind eine besondere und für die Zukunft des Zöglings ausschlaggebende Beziehung.

Bei Säugetieren, die in Sozialverbänden leben, konnten Studien schon früh eine Synchronisation zwischen Eltern und Kindern feststellen und durch eben jene Synchronisation die Bedeutung für Entwicklungen der Kinder hervorheben.

Feldman et al. versuchen in ihrer Studie von 2011 zu beweisen „[…] ob ‚face-to-face‘ Interaktionen zu einer biologischen Synchronisation zwischen mütterlichem und kindlichem Herzrhythmus führt. […].“

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Synchronisation Mensch - Pferd

Wieso braucht es noch Forschung? Es ist doch bekannt, dass tiergestützte Therpaie einen positive Effekte erzielt.

Am Therapiehof Hegau, dem Forschungsstandort des „German Research Center for Equine Assisted Therapy“ (GREAT), wird in Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz und mit der Unterstützung von UNIFOR „Ann Kern-Godal’s Memorial Fund for Horse-Assisted Therapy“ Forschung zur Wirkung Pferdegestützter Interventionen durchgeführt.

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Wirkung pferdegestützter Therapie bei Kindern mit ADHS

Die Studie „Pferdegestützte Therapie für Kinder mit ADHS – eine Interventionsstudie“, welche durch Prof. Dr. Erwin Breitenbach, dem Heilpädagogisches Forum Würzburg und Dr. Annette Gomolla (GREAT gUG) initiiert.

Ergebnisse einer quasi experimentellen Studie zur Wirkung pferdegestützter Therapie auf die Symptomatik von ADHS.

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